Mehr als nette Duette beim Kleinen Mittwoch

Zwischen kleinen Autos und großem Tanz
„Im Wagen vor mir fährt ein junges Mädchen“, singt Tenor Peter Steffan mit einem Bobby Car zwischen den Zuschauern fahrend. Vor ihm rollt Sopran Daniela Weber und stimmt in den Partyschlager ein. „Nette Duette“ hatte der Kunstgriff für den Kleinen Mittwoch angekündigt – und dann ein abwechslungsreiches musikalisches und theatralisches Feuerwerk präsentiert; inklusive der kleinen autofahrt zum Start und später großartiger Tanzeinlage. Weber und Peter Steffan bringen im voll besetzten Kulturcafé Windrose– wegen des großen Andrangs gab es diesmal keine Tische, sondern Reihenbestuhlung – erstmals das von ihnen entwickelte Abendprogramm komplett auf die Bühne.
„Es grünt so grün“ aus My fair Lady und ein Medley aus der Westside Story wird ebenso angestimmt wie „Lippen schweigen“ aus Die lustige Witwe, „Ich setz‘ den Fall“ aus Der Bettelstudent oder „Joseph, ach Joseph“ aus Madame Pompadour. Aus den Genres Filmmusik, populäre Musik, Musicals und Operette ist das Programm zusammengestellt. Und zu jedem Duett gibt es die passende Darstellung; mal mit ein paar wenigen Utensilien, fast immer mit der dazugehörigen Kleidung. Und manchmal mit viel mehr: So wird es im Kulturcafé plötzlich stockdunkel und Vampire tanzen durch den Saal – passend zu „Totale Finternis“ aus dem Tanz der Vampire.
Das alles bringen Daniela Weber und Peter Steffan indes nicht allein auf die Bühne. So haben sie gesangliche Unterstützung von Isabell Schäfer-Fricke (Sopran) und Martin Engel (Tenor) sowie musikalische von Seulgi Cheon (Piano, Korrepetition), Christoph Schmidt (Violine) und Klaus Lucas (Cajon). Als es zwei Duette aus „Dirty Dancing“ gibt, präsentieren Silvia Mudra und Oliver Scheffold einen schwungvollen Showtanz – das Publikum ist begeistert.
Körbe werden an dem Abend auch verteilt; immer wieder. Symbolisch. Von den Liedtexten und der Darstellung her, gesellt sich an dem Abend – wie im richtigen Leben auch – das einmal prickelnde und dann wieder knisternde Spannungsfeld zwischen Frau und Mann. Da geht es kaum ohne Körbe.
Eine „besondere Form des Gesangs“, Duette, waren für den außergewöhnlichen Kleinen Mittwoch angekündigt worden. Was letztlich geboten wurde, ging weit darüber hinaus, was viele Besucher mit der obligatorischen Spende in den Hut zu würdigen wissen. Kein Wunder, dass die Akteure nicht ohne Zugabe davonkommen. Gut dass sie vorbereitet sind: Nach „Time to say goodbye“ ist es also nicht vorbei. Aus dem Vogelhändler wird „Schenkt man sich Rosen in Tirol“ angestimmt, wobei Weber und Steffan an alle Beteiligten zum Dank Rosen verteilen, sowie aus der Csardasfürstin „Tausend kleine Engel singen“. Erst jetzt gehen die Kunstgriff-Gäste beschwingt nach Hause.
Fotos: Michael Sommer